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Harzer Bachtäler

Größe: 1301,00 ha   
Landkreis: Harz   
Codierung: NSG0181___   
Verordnung:  VO v. 11.06.1998 (Amtsbl. f. d. Reg.-Bez. Magdeburg. - 7(1998)7 v.15.07.1998)  
Karte - © LVermGeo LSA Gen.-Nr.: 10008 (www.lvermgeo.sachsen-anhalt.de

Schutzziel

Erhaltung und Schutz der für den Naturraum Harz charakteristischen Mittelgebirgsbäche mit ihrer artenreichen natürlichen Bachfauna einschließlich der bachbegleitenden Pflanzenbestände sowie der Erhalt der angrenzenden Bergwiesen mit ihrer typischen Flora und Fauna. 

Beschreibung des Geländes

Das NSG (ca. 450 bis 750 m ü. NN) liegt im LSG "Harz und Vorländer". Es umfasst die Bachtäler der Warmen Bode und der Rappbode mit einer Vielzahl Nebenbäche. Die wichtigsten Fließgewässer, die zur Warmen Bode hin entwässern, sind die Bremke, der Allerbach, der Spielbach sowie Ochsen- und Ebersbach. Zu den zur Rappbode hin entwässernden Tälern gehören: Krugbergwasser-, Giepenbach-, Schieferbach- und das Dammbachtal mit seinen Seitentälern südlich von Trautenstein. Alle genannten Täler besitzen kleinere Nebentälchen, die ebenfalls Bestandteile des weitverzweigten NSG sind.

Vegetation

Im Bereich von ortsfernen Wiesenflächen, insbesondere auf steileren Mittel- und Oberhängen, aber auch auf flachgründigen Plateaulagen sind magere Bergwiesen verbreitet. Zu den kennzeichnenden Arten gehören u. a. Bärwurz (Meum athamanticum), Kleiner Klappertopf (Rhinanthus minor), Blutwurz (Potentilla erecta). Charakteristische Arten der frisch-feuchten Bergwiesen sind Moor-Labkraut (Galium uliginosum), Trollblume (Trollius europaeus), Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica), Breitblättriges Knabenkraut (Dacthylorhiza majalis) und Sumpf-Veilchen (Viola palustris). Auf frischeren und nährstoffreicheren Standorten befinden sich Bestände, die der Storchschnabel-Goldhaferwiese (Geranio sylvatici- Trisetetum flavescentis) nahestehen.
Borstgrasrasen sind vorwiegend auf den oberen Talhangbereichen zu finden. Im Gegensatz zu den verhältnismäßig wüchsigen Bergwiesen stellen die bodensauren Borstgrasrasen einen Komplex kurzrasiger Pflanzengemeinschaften dar. Vegetationskundlich sind sie den Kreuzblümchen-Borstgrasrasen (Polygalo-Nardetum strictae) zuzuordnen. Zu den typischen Pflanzenarten gehören u. a. Harzlabkraut (Galium saxatile), Arnika (Arnica montana), Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale), Bärwurz (Meum athamanticum) und Rauhaariges Veilchen (Viola hirta). Erlen-Bachuferwälder (Stellario nemorum-Alnetum glutinosae) treten an verschiedenen Bachläufen auf. An die Waldgesellschaften bzw. an die bachbegleitenden Hochstaudenflure und Röhrichte schließen sich meist nährstoffreiche Feuchtwiesen an. Sie bilden reich strukturierte und farbenfrohe Bestände aus. Pflanzensoziologisch sind die Feuchtwiesen mit den typischen Pflanzenarten Trollblume (Trollius europaeus), Sumpf-Kratzdistel (Cirsium palustre), Sumpf-Pippau (Crepis paludosa), Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis ), Geflecktes Knabenkraut (Dactylorhiza maculata ) und Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) in den Verband der Sumpfdotterblumenwiese zu stellen. Das Spektrum reicht je nach Bewirtschaftungsform von arten- und strukturreichen Sumpfdotterblumenwiesen bis hin zu Mädesüßbeständen.
Auf nassen bis sumpfigen Standorten sind großflächig Braunseggensümpfe verbreitet. Ein sehr augenfälliger Vertreter ist das weißblühende Schmalblättrige Wollgras (Eriophorum angustifolium).
Zu den seltensten und bedeutendsten Pflanzengesellschaften im NSG gehört der Herzblatt-Flohseggensumpf (Parnassio -Caricetum pulicaris) mit mehreren Vorkommen der vom Aussterben bedrohten Floh-Segge (Carex pulicaris).
Als Ersatzgesellschaften der Bachauenwälder sind entlang der Rappbode bzw. anderer Bäche typische Uferstaudenflure bzw. Rohrglanzgrasröhrichte verbreitet. Die montanen Uferfluren gehören hauptsächlich den Pestwurz-Kälberkropf-Hochstaudenfluren (Petasito hybridi-Charrophyllion hirsuti) an.

Besonders seltene und gefährdete Pflanzenarten des NSG sind neben den bereits genannten Bergwohlverleih (Arnika montana), Gewöhnliches Katzenpfötchen (Antennaria dioica), Aufsteigende Gelbe Segge (Carex demissa), Kopfige Teufelskralle (Phyteuma orbiculare) und Wiesen-Vermeinkraut (Thesium pyrenaicum).

Fauna

In den Teichen und Kleingewässern laichen Grasfrosch (Rana temporaria), Erdkröte (Bufo bufo) sowie Berg- und Fadenmolch (Triturus alpestris, T. helveticus ). Zu den für das Gebiet typischen Reptilien zählen die Blindschleiche (Anguis fragilis) und die Waldeidechse (lacerta vivipara).
Die Bäche bieten Lebensraum für bemerkenswerte Fischarten u. a.: Bachforelle (Salmo trutta forma fario), Bachneunauge (Lampetra planeri), Elritze (Phoxinus phoxinus), Hasel (Leuciscus leuciscus), Schmerle (Neomacheilus barbatulus) und Westgroppe (Cottus gobio). Die Brutvögel des NSG sind u. a.: Wasseramsel (Cinclus cinclus), Eisvogel (Alcedo atthis), Wiesenpieper (Anthus pratensis), Braunkehlchen (Saxicola rubetra), Neuntöter (Lanius collurio) und erst neuerdings der Karmingimpel (Carpodacus erythtrinus). Auch zahlreiche Insektenarten haben ihren Lebensraum im NSG. Von den Heuschrecken sind vor allem zu nennen: Kleine Goldschrecke (Chrysochraon brachyptera), Kurzflüglige Beißschrecke (Metrioptera brachyptera), Gemeine Dornschrecke (Tetrix undulata) sowie Gefleckte Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculatus) und Rote Keulenschrecke (Gomphocerus rufus). Von den Tagfalterarten kommen beispielsweise Großer Feuerfalter (Lycaena dispar) und Wachtelweizen-Scheckenfalter (Mellicta athalia) vor. Hervorhebenswerte Libellenarten sind: Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo), Gestreifte Quelljungfer (Cordulegaster bidentata), Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltoni), Torf-Mosaikjungfer (Aeshna juncea) und Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia). Das NSG hat als Nahrungsbiotop für den Schwarzstorch (Ciconia nigra) große Bedeutung. Als Säuger sind Iltis (Mustela putorius) und Feldhase (Lepus europaeus) zu nennen.

Zustand des Gebietes und Erhaltungsmaßnahmen

Das Gebiet befindet sich noch in einem guten Zustand. Beeinträchtigungen der naturnahen Bachläufe bestehen nur punktuell, z. B. durch kommunale Abwässer. Der Erhalt der Bergwiesen erfordert die Absicherung einer regelmäßigen Mahd. Das NSG liegt im gleichnamigen FFH-Gebiet.